Der Erlebnisweg entlang des Mains führt von Miltenberg bis nach Faulbach. Die landschaftsprägenden Steinbrüche machen die Bedeutung des Sandsteins zum Erlebnis.
1. Etappe Miltenberg
Vom Startpunkt Parkplatz am „Schwertfegertor“ lohnt der kurze Hin-
und Rückweg zu dem vom „Mainzer Tor“ markierten Stadteingang, denn dort
zeigt zum einen die alte, dreibogige Mudbrücke mittelalterliche
Brückenbaukunst und mit der Laurentiuskapelle und dem Friedhof warten
kulturhistorische und steinmetzkünstlerische Kostbarkeiten. Eine
zeitgemäße Entsprechung bietet die klare Sandsteinfassade von
Jugendzentrum und Museumsdepot mit dem breiten Treppenaufgang.
Zurück am Parkplatz Schwertfegertor können wir einen Blick auf die
mit heimischem Buntsandstein komplett neu gestaltete Mainuferpromenade
werfen. Gegenüber führt der „Bismarckweg“ den steilen Berg in
Serpentinen hinauf und bietet spektakuläre Blicke auf Miltenberg und die
Landschaft am Mainbogen. Wir empfehlen, den Bismarckweg bei Nässe oder
Schneeglätte nur aufwärts zu gehen.
Alternative Route durch das Schwarzviertel:
Wem die Route über den „Bismarckweg“ zu anstrengend erscheint, kann
stattdessen durch den ältesten Teil der Stadt, das „Schwarzviertel“ bis
zum Marktplatz gehen. Auf der alternativen Route liegen das „Bannhaus“,
ein ehemaliges Mainzisches Zollgebäude und städtisches Gefängnis, sowie
das ehemalige Oberamt „Adelshof“. Heute ist dort die Stadtbücherei
Miltenberg eingezogen.
Wenn wir vom Bismarckweg aus, den Aussichtspunkt mit den Kunstwerken
von Odin und Frigga sowie einer Ruhebank erreicht haben, gehen wir
geradeaus auf dem Fahrweg und „3 im Wald“-Rundweg zum Ottostein weiter.
Von dort aus steigen wir durch das spektakuläre Naturdenkmal
„Felsenmeer“ zur Klingenbrücke ab.
Schon ragt die „Mildenburg“ auf, die zum Besuch von Bergfried, Museum
Burg Miltenberg und ihrem Innenhof mit Café einlädt. Hoch über den
Dächern der Stadt erwartet uns in alten Burgmauern ein spannungsreicher
Dialog zwischen Ikonen und moderner Kunst sowie ein grandioses Panorama
über das Mainknie.
Etliche Treppenstufen tiefer erreichen wir den wegen seines
mittelalterlichen Fachwerkensembles bekannten Marktplatz, das
„Schnatterloch“. Unter dem Fokus auf den Buntsandstein sind der
Marktbrunnen, das Barockhaus und das Museum Stadt Miltenberg sehenswert,
das auch den immer noch mit Rätseln behafteten „Toutonenstein“
beherbergt.
Direkt am historischen Marktplatz liegt die Stadtpfarrkirche St.
Jakobus und wenige Schritte abseits der Route Richtung Mainufer lohnen
mit der „Alten Volksschule“ und der ehemaligen „Neuen Synagoge“ zwei
beeindruckende Sandsteingebäude einen kleinen Umweg.
Die Route führt vom „Schnatterloch“ weiter die geschäftige
Fußgängerzone der Hauptstraße entlang. Hier lohnt sich ein Besuch in
einem der vielen Läden, die mit persönlicher Atmosphäre glänzen.
Die Reihe der Fachwerkbauten durchbricht und überragt das „Alte
Rathaus“ mit seiner wechselvollen Geschichte. Etwas versteckt wartet
links auf einem kleinen Platz der „Staffelbrunnen“, der im Mittelalter
als Schöpfstelle und Waschplatz diente. Wahrscheinlich leitet sich davon
der den Miltenbergern gern angehängte Spitzname „Staffelbrünnler“ ab,
der schließlich zu „Staffelbrunnser“ verballhornt wurde.
Die bekannte Fachwerkfassade der ältesten Fürstenherberge
Deutschlands, dem Gasthaus „Zum Riesen“, rückt nun ins Blickfeld.
Allerdings sollten wir nicht verpassen, circa 100 Meter vorher nach
rechts über die „Halbigstreppe“ abzubiegen. Diese führt zur Stadtmauer
mit ihren zur Stadt offenen Türmen, die gleichzeitig als Grundmauer für
das rechts aufragende ehemalige „Schullandheim“ dient.
Im Burgweg wenden wir uns aber nach links in Richtung der aus rotem
Sandstein in neugotischem Stil errichteten Evangelischen Johanneskirche
und gehen vorbei an dem unterhalb liegenden, alten jüdischen Friedhof.
Im Stadtpark mit seinen über 150 verschiedenen Baum- und Straucharten
lugt rechterhand die prächtige Sandsteinfassade der ehemaligen „Villa
Jakob“ durch die Bäume. Nach der Evangelischen Johanneskirche führt eine
Pflasterstraße hinunter in die Stadt zum „Engelplatz“, den die Fassade
des Rathauses beherrscht. Schon beim Weg hinunter wird der Blick vom
Turm der Mainbrücke mit dem vorgelagerten Treppenbauwerk angezogen.
Der Weg führt nun rechts die Hauptstraße entlang, passiert den
„Hartigsbau“ mit seinem Treppengiebel, und schon ragt das „Würzburger
Tor“ auf, das, zusammen mit der aus der Gründerzeit stammenden
Sandsteinfassade der Volksbank, einen optischen Glanzpunkt am Ende der
Altstadt setzt.
Der Luitpoldstraße Richtung Main folgend passieren wir rechts die
Sandsteinfassade des ehemaligen Progymnasiums und an der Kreuzung setzt
für den von aus Richtung Wertheim kommenden Besucher das ehemalige
Elektrizitätswerk mit seiner aufwändig gearbeiteten Sandsteinfassade ein
dickes Ausrufezeichen.
2. Etappe Bürgstadt
Der Radweg führt zur Fußgängerbrücke über die Erf und wieder zum
Flussufer. Er führt vorbei am Derrick-Kran, der in den Brüchen und
Werkplätzen zum Umsetzen und Verladen schwerer Blöcke und Werkstücke
eingesetzt war und nach seiner Restaurierung 2022 in der Nähe der alten
Fährstelle einen neuen Platz an historischer Stelle finden wird. Denn am
Mainufer lagen die Werkplätze der Bürgstädter Steinmetzfirmen. Das Foto
zeigt ihn noch an seinem alten Platz. Der Weg unterquert die
Umgehungsstraße und führt ins Zentrum zum 1592 fertiggestellten Rathaus
mit seinen Renaissance-Giebeln und der Gewölbehalle. Wir erreichen dann
die 1220 als Wehrkirche erbaute und in mehreren Abschnitten erweiterte
Margarethenkirche, die mit Torhaus und Kreuzgruppe im „Kirchhof“ ein
stimmungsvolles Ensemble bildet.
Wenige Schritte weiter wartet die 950 errichtete Martinskapelle, die
Pfarrkirche der „Urpfarrei“ Bürgstadt war. Die Wandmalereien im Innern
lohnen einen geführten Besuch. Bergwärts erreichen wir die neue
Pfarrkirche mit dem Friedhof, der einige kunstvolle Grabmale aus
Sandstein aufzuweisen hat. Der Weg überquert die Erf und dann wartet mit
dem Museum in der Mittelmühle die nächste Station. Gerade zum Sandstein
ist dort eine umfassende Ausstellung in mehreren Etagen aufgebaut.
Die Straßenbrücke über die Erf wurde 1538 nach einem Hochwasser neu
errichtet, 1732 beim sogenannten „Michelswasser“ erneut zerstört und
1749 durch die jetzige dreibogige Brücke aus Sandstein ersetzt. Von dort
aus führt der Weg zum Ausgangspunkt und auf die andere Mainseite.
Für am Sandstein und der Natur Interessierte, ist die Erweiterung auf
den „Bürgstadter Berg“ fast schon ein „Muss“, auch wenn etliche
Höhenmeter zu bewältigen sind. Wir folgen dazu dem Europäischen
Kulturweg zur „Stutz-Kapelle“, und dann dem „Jugendwanderweg“, der sich
gegen den Uhrzeigersinn um den Berg windet. Die „Centgrafenkapelle“
blieb wegen des Ausbruchs des 30-jährigen Krieges unfertig. Der Ausblick
ins Maintal dort lohnt jeden Schweißtropfen. 2020 fertigten Schüler
unter Anleitung eines Bildhauers Skulpturen aus Sandstein zur
Nibelungensage, die wir ebenso passieren wie Relikte der
Sandsteinnutzung: Unfertige oder schadhafte Rundsäulen, Mühlsteine und
Sarkophage. Diese wurden aus dem weitgehend freiliegenden Felssandstein
gewonnen und vor Ort bearbeitet. Wurden dabei Risse oder Schadstellen
entdeckt, ließ man die Rohlinge liegen. Der Weg folgt dem keltischen
Ringwall, der, einst Fliehburg, später zur Siedlung wuchs, ehe diese
aufgegeben wurde und verfiel. Das restaurierte Osttor macht die einstige
Wehrhaftigkeit nachvollziehbar. Wer sich den Weg zum Gipfelkreuz sparen
will, kann sich wenige Meter nach der Toranlage gleich nach links
wenden, wo die sogenannten „Heunesteine“ von der unfertig gebliebenen
Arbeit der Steinmetze künden. In etlichen Schleifen und Kehren windet
sich der Weg dann wieder ins Tal und zum Ort.
3. Etappe Mainhelle-Kirschfurt
Der Wegabschnitt startet an der neuen Mainbrücke und führt an einer
Galerie von Steinbrüchen entlang, deren Großteil seit 1983 unter
Naturschutz steht. Diese Landschaft ist in den Karten und im Volksmund
als „Mainhelle“ oder „Mainhölle“ bekannt. Ein Begriff, der sich von der
hell-leuchtenden Farbe des Sandsteins ableiten dürfte. Die Brüche zeugen
von der Abbaumethode des Sturzverfahrens, bei dem ganze Wände nach
vorheriger Unterhöhlung gesprengt und zum Einsturz gebracht wurden. Man
sieht gut, dass der Sandstein kein geschlossenes Gefüge darstellt,
sondern durch Schichten, Spalten und Klüfte unterteilt ist. Die teils
überhängenden Felspartien machen deutlich, dass von den instabilen
Wänden auch heute Gefahren ausgehen. Bitte halten Sie unbedingt
Sicherheitsabstand. Auch aus der Distanz sind die Steinbrüche
beeindruckend genug.
Von Miltenberg kommend ist das erste Steinbruchareal durch
Aufschüttungen, Bewuchs und Bebauung kaum mehr zu erkennen. Die
folgenden Brüche, teilweise noch durch schmale Zungen der alten
Weinbergsterrassen getrennt, sind dagegen nicht zu übersehen. Bevor kurz
vor Kirschfurt der Prallhang endet, passieren Sie drei weitere
Steinbrüche, die auch geschützten Vogelarten Brutstätten bieten.
Innerhalb weniger Jahrzehnte wurden die Vorkommen von Sand und Kies,
die der Main über Jahrmillionen auf dieser Wegstrecke abgelagert hat,
nahezu vollständig ausgebeutet, um den Bauboom der Nachkriegszeit bis
heute bedienen zu können. Die Abbaugebiete vor Kirschfurt, gehören zu
den letzten und wurden 2020 renaturiert.
Am Ortseingang überrascht der kleine Friedhof mit einigen hochwertigen Sandstein-Grabmalen.
Abstecher nach Freudenberg:
Ein Abstecher auf die andere Mainseite zur baden-württembergischen
Kleinstadt Freudenberg lohnt sich in jedem Fall. Erstens besteht im
komplett neugestalteten Mainvorland die Gelegenheit zur Stärkung im
Eiscafe und am Kiosk und zweitens hat die Stadt mit dem Amtshaus, der
ehemaligen Synagoge und der über der Stadt thronenden Ruine der
„Freudenburg“ mit den die „Altstadt“ umschließenden Stadtmauern
bedeutsame Zeugnisse zum Sandstein zu bieten. Diese und die Steinbrüche
am Berghang und auf den Höhen unterstreichen die Bedeutung des
Sandsteins in der Stadt.
4. Etappe Kirschfurt-Collenberg
Der Wegabschnitt startet am Bahnhof, führt durch Streuobstwiesen,
Felder und Hohlweg zum Wald. An Weggabelungen rechts haltend, verlassen
Sie den „Marienweg“ und biegen vor einem Hochsitz rechts ab in den
Laubwald. Der gewundene Pfad führt zur Steinbruchkante, wo eine Bank zur
Rast und zum Genuss des Landschaftspanoramas einlädt. Dann geht es auf
einem Steig steil und steinig abwärts und es gilt, sorgsam die Tritte zu
setzen. Dann sind wir schon mitten im Natur- und Vogelschutzgebiet
„Steinbrüche Reistenhausen“. Der nächste Kilometer führt immer am Fuß
der insgesamt 1,8 km langen und bis 90 m hohen Steinbruchfront entlang.
Bitte bleiben Sie auf den Wegen und hinter den Absperrungen, denn zu
jeder Jahreszeit können Teile der klüftigen Felswand niederstürzen.
Gelegenheit zum näheren Augenschein besteht am Aussichtspunkt vor den
beiden Kavernen, wo eine Infotafel die alten Abbaumethoden erläutert.
Am Ende des Steinbruchs führt der Weg entlang der
Hochspannungsleitung steil den Berg hoch, aber die Mühe wird durch tolle
Panoramen ins Maintal belohnt. An der Marienkapelle angekommen, können
Sie mit dem Glöckchen einen Gruß ins Tal schicken.
Die nächste Station ist auf dem gegenüberliegenden Hang der Jüdische
Regionalfriedhof mit seiner ganz besonderen Atmosphäre. Zutritt und
Führungen können über die Gemeindeverwaltung organisiert werden, aber
schon die Infotafel gibt umfangreiche Einblicke.
Der Weg führt in den Collenberger Ortsteil Reistenhausen und
durchquert den unter Denkmalschutz stehenden Friedhof mit seinen
meisterhaften Grabmalen, die eindrucksvoll das Können der Steinmetze und
Bildhauer und die soziale wie wirtschaftliche Bedeutung des Sandsteines
unterstreichen.
Der Weg passiert einige Villen der sogenannten „Steinbarone“, die
Bedeutung, Macht und Wohlstand auch durch ihre privaten Bauten zum
Ausdruck brachten. An Wegkreuzen und Bildstöcken vorbei erreichen Sie
die Kirche St. Josef, deren Details und ihre spannende
Entstehungsgeschichte in der Inflationszeit nach dem 1. Weltkrieg eine
Tafel erläutert.
An der Hauptstraße angekommen lohnt ein Abstecher zum „Museum im
Venanzehaus“ das als ehemaliges Steinbarons-Anwesen heute als
Themenmuseum dem Sandstein gewidmet ist und im Obergeschoss die
originale Einrichtung der Stifterwohnung zeigt. Eine Besichtigung setzt
jedoch eine Terminvereinbarung über die Gemeindeverwaltung oder den
Heimatverein, der das Museum betreibt, voraus.
Nicht verpassen dürfen Sie einen Besuch der „Alten Kirche“ in der
eine umfangreiche Ausstellung auch mit Hilfe der Medientechnik die
spannenden und weitgefächerten Facetten des Sandsteins in sechs
Themenfeldern beleuchtet. Die Ausstellung ist tagsüber durchgehend
geöffnet. Der Eintritt ist frei, aber Sie dürfen gerne den Betrieb durch
eine Spende unterstützen.
An den ehemaligen Steinmetzplätzen am Mainufer neben der Festhalle
lassen die dort stehenden Gebäude kaum mehr die ursprüngliche Nutzung
als Werkplätze der Steinmetzfirmen erkennen. Eine Tafel gibt nähere
Einblicke.
Am Mainufer entlang erreichen Sie den "Henncheplatz", der seinen
Namen vom ehemals dort betriebenen Werkplatz der Fa. Gebr. Hennch hat.
Ein den historischen Vorbildern entsprechend neu aufgestellte Werkhütte
mit Lagerplatz will die Arbeitsbedingungen der Steinmetze verdeutlichen
und ist gleichzeitig Bühne für Vorführungen. Wie intensiv das Mainufer
auch in Fechenbach von Steinmetzfirmen genutzt war, macht eine Infotafel
deutlich.
Schon vom Weg aus springt das „Fechenbacher Schloss“ ins Auge, das
mit den ursprünglich zugehörigen Ökonomiegebäuden das Ortsbild vom Main
aus „beherrscht“. Schloss mit Park harren nach der vollständigen
Entkernung und Restauration noch einer angemessenen Nutzung. Die
Ökonomiegebäude sind besitzmäßig vom Schloss abgelöst und dienen
unterschiedlichen Nutzungen.
Die Hauptstraße entlang erreichen Sie den 2021 umgestalteten
Kirchplatz, an dem Schul-, Pfarr- und Rathaus, dominiert von der
Pfarrkirche und ergänzt durch Brunnen, Kriegerdenkmal und
Säulenbildstöcke ein geschlossenes Ensemble bilden. Informationstafeln
präsentieren Wissenswertes über die Kirche, Platz und Ensemble.
Ehe dann der Weg steil aus dem Ort hinausführt, lohnt ein Blick in
den alten Teil des Friedhofs, in dem Steinmetze und Bildhauer prägende
Spuren hinterlassen haben.
5. Etappe Collenberg-Dorfprozelten
Der Weg verlässt den Ortsteil Fechenbach am Friedhof vorbei, führt
begleitet vom neuzeitlich gestalteten Kreuzweg am Hang entlang zur
Burgruine Kollenberg deren Besonderheiten eine eigene Informationstafel
schildert. Auf halber Strecke lädt die „Marienruhe“ zu Ausblick, Rast
und Besinnung ein. Links und rechts des Weges ziehen sich
heckenüberwachsene Lesesteinwälle über den Hang und zeugen von der
Mühsal, die Landschaft urbar zu machen.
Die Burgruine, die wir wenig später über einen steilen Pfad
erreichen, hat zwar dem Ort Collenberg beim Zusammenschluss 1972 den
Namen gegeben, liegt aber bereits auf Dorfprozeltener Gemarkung. Es
lohnt sich unbedingt, die besondere Atmosphäre dort auf sich wirken zu
lassen und sich das Leben im Mittelalter vorzustellen. Ganz nebenbei
wären auch noch einige Rätsel zur Baugeschichte zu lösen.
Der Weg führt nun ins Tal und auf der anderen Seite wieder in
Serpentinen nach oben. Auf der Kuppe angekommen, führt ein beschilderter
kurzer Abstecher zum „Heimatblick“, der ein schönes Panorama von
Dorfprozelten bietet.
Durch eine wildromantische Schlucht erreichen wir die Banneux-Kapelle
und von dort sind es nur wenige Meter unter der Bahnlinie hindurch bis
zur Hauptstraße, die wir kreuzen und über den Radweg und das Rathaus die
Pfarrkirche St. Vitus mit ihrer Sandsteinfassade erreichen. Die
Bedeutung zum Sandstein schildert die dortige Infotafel.
Auch das Museum am Bahnhof hat mit der Werkstatt im Keller, der
Sandstein-Werkhütte und der Bergbremsbahn einiges zum Sandstein zu
erzählen.
Sicherheitsbedenken bei der Querung der Staatstraße verhinderten, den
Weg an den mächtigen Steinbrüchen am Mainufer und der dort noch tätigen
Steinmetzfirma Umscheid entlang zu führen. Vielleicht ergibt sich
jedoch die Gelegenheit, bei der nächsten Radtour oder mit dem Auto dort
anzuhalten.
Gut 500 Meter abseits der Route liegend, lohnt ein Abstecher zum
Atelier des Steinmetz- und Steinbildhauermeisters Alexander Schwarz, der
in der Gewerbestraße als einer der Wenigen den traditionellen
Handwerken nachgeht.
Zurück am Bahnhof führt der Weg an der Weinlage „Bischofsberg“ entlang aus dem Ort Richtung Wildtiergehege am Bichlberg.
6. Etappe Dorfprozelten-Stadtprozelten
Der Weg verlässt Dorfprozelten und führt an den Weinbergen dem
„Fränkischen Marienweg“ folgend zum „Wegstein“ am Bichlberg und von dort
in den idyllischen Sellgrund mit den Schutzhütten. Dem Fahrweg nach
rechts folgend, erreichen Sie Stadtprozelten. Unmittelbar an der
Wegkreuzung zur Staatsstraße, stehen die „Drei Kreuze“. Ein 1628 von
„JOHAN VOLKER CHRURFÜRSTLICH MAINTZ LAUBMAISTER DES SPESHARTS“
gestiftetes großes Wegkreuz mit Christuskorpus wird von zwei in die
Trockenmauer integrierten schlichten Kreuzen flankiert.
An der Straße entlang erreichen Sie den Friedhof, in dem die überdachte Kreuzigungsgruppe von 1631 einen Abstecher lohnt.
Wenig später erwartet Sie der tief in den Berg eingeschnittene
„Klettersteinbruch“. 2015 eröffnet, zählt er zu den Teilprojekten, die
durch die LAG Main4eck mit Mitteln des Freistaates und der EU unter dem
Oberbegriff „Buntsandstein – mit allen Sinnen erleben“ realisiert
wurden. Er dient Kletterern als Trainingsrevier. Entstanden ist auch
eine Begegnungsstätte mit einer Steinmetzhütte für Aktionen und
Demonstrationen des uralten Handwerks.
Die Straßenseite wechselnd erreichen Sie die Ende des 14.
Jahrhunderts errichtete Pfarrkirche „Mariä Himmelfahrt" mit ihren
gotischen Maßwerkfenstern. Aufwändig in Sandstein gestaltet sind die
Zwerchgiebel der Turmuhren mit einem Bischofswappenschild als Krönung.
Im Innern zeigt sich der Sandstein beeindruckend im reich mit
Engelsköpfen gezierten Taufstein, in einem Epithaph des Mainzischen
Amtskellers und an vielen anderen Ausstattungsdetails.
Über das „Judenthor“ erreichen Sie wieder die Hauptstraße und das
historische Rathaus. Mit Glück oder einer Nachfrage im neuen Rathaus
können Sie dort einen Blick auf die schöne Wendeltreppe aus Sandstein
und in den neuen Anbau mit dem alten Gewölbekeller werfen.
Wenige Schritte rechts geht der Fußweg zur Henneburg ab, die
beherrschend über dem Städtchen thront. Am steil ansteigenden Fußweg
reckt sich die symmetrisch gegliederte 4-stöckige Giebelfassade eines
mächtigen Sandsteingebäudes über die Dächer der umgebenden Häuser. 1860
an der Stelle des ehemaligen Lagerkellers der Kellerei errichtet,
beherbergte es das Gefängnis mit der Polizei-Station. Mit dem
abgestuften Giebel und den großen Toröffnungen zum Unterschoss weist es
interessante Gestaltungsdetails auf.
Der Fußweg lädt zum Blick über die Dächer des Städtchens ein und dann
wartet eines der Highlights des ganzen Wanderweges, die mit
Millionenaufwand bis 2021 sanierte Ruine der Henneburg, über deren
Geschichte Tafeln informieren. Ihre endgültige Form und Ausdehnung
erfuhr sie erst etwa im 15 Jh. unter dem Deutschen Orden als Besitzer.
7. Etappe Stadtprozelten-Faulbach
Die Ruine der Henneburg verlassend, führt der Weg nahezu eben an den
ehemaligen Weinbergterrassen vorbei Richtung Faulbach. An der Kuppe
angekommen, fällt der Blick auf Faulbach und davor auf einen mitten im
Talgrund aufragenden Hügel. Es handelt sich dabei um einen „Umlaufberg“,
was bedeutet, dass der Main ursprünglich den Weg um den Berg herum
nahm, ehe er den Prallhang abgetragen und den kürzeren Weg gefunden
hatte.
Der mit dem Fernwanderweg E8 und dem Marienweg identischen Wegführung
folgend, erreichen Sie talwärts die Staatsstraße und die Bahnlinie
querend den Maintalradweg und damit die letzten Meter, die zum Endpunkt
an der ehemaligen Steinsäge führen.
Am 15.2. 2018 stufte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege auf
Antrag der Gemeinde Faulbach die Anlage als Industriedenkmal ein. Die
dem Bescheid zugrunde liegende Begründung der Denkmaleigenschaft lässt
die Bedeutung des auf den ersten Blick wenig beeindruckenden Areals
deutlich werden: Nachfolgend Auszüge daraus:
"Die Bearbeitung des anstehenden Rotsandsteins am Untermain hat eine
über tausend Jahre alte Tradition mit unterschiedlichen Handwerken.
Besonders während der Industrialisierung bis weit ins 20. Jh. war sie
ein aufstrebender Wirtschaftszweig, … in dem bis in die Wiederaufbauzeit
nach dem zweiten Weltkrieg große Teile der Bevölkerung tätig waren. Die
Steinsäge mit ihrem Geräte- und Maschinenbestand … verkörpert die
nachhandwerkliche, zunehmend industrialisierte Sandsteinproduktion am
Ende ihrer letzten Hochphase während der Wiederaufbauzeit.
Die Steinsäge ist daher von hoher wirtschafts- und
sozialgeschichtlicher Bedeutung über Faulbach hinaus. Der technische
Maschinen- und Gerätebestand macht sie zu einem herausragenden
technischen und technikgeschichtlichen Denkmal. Als technisiertem
Betrieb eines regional bedeutenden traditionellen Handwerkszweiges weist
die Steinsäge auch volkskundliche Bedeutung auf."
Die Gemeinde Faulbach zählte um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert
zu den größten Steinmetzorten im Südspessart, als über 170 Arbeiter in
neun Steinmetzbetrieben beschäftigt waren.
Die Tradition im Blick, bemühen sich das Projektteam und die Gemeinde
Faulbach darum, für das Industriedenkmal ein finanzierbares und
nachhaltiges Konzept auf die Beine zu stellen.